Wussten Sie, dass der Biber an dunklen Stellen entlang von Gewässern vermehrt Bäume umlegt, um schmackhaften Wildkräutern zu mehr Licht und besserem Wachstum zu verhelfen? Und wussten Sie, dass 90 Prozent der Biber ihre Nahrung nicht weiter als zehn Meter vom Gewässerrand entfernt suchen? Das heißt, ein breiter, unbewirtschafteter Uferrandstreifen könnte viele Biber-Fraß-Schäden in der Landwirtschaft vermeiden. Diese und viele weitere interessante Fakten erfuhren die circa 20 Teilnehmer*innen der Biberwanderung der Langenbacher Grünen. Referent Manfred Drobny vom Bund Naturschutz Freising führte die Interessierten entlang des Langenbachs bis in die Amperauen. Dabei gab es nicht nur theoretisches Wissen, sondern auch Biberspuren zu sehen. Zum Beispiel eine Silberweide, deren Rinde ringsum abgeknabbert wurde. Der große Baum hat dennoch gute Chancen zu überleben. Denn Weiden haben im Gegensatz zu den meisten anderen Bäumen auch im Holz Wasseradern, die die Krone weiter versorgen können.
Moderner Hochwasserschutz nimmt den Biber zum Vorbild und viele von Hochwasser betroffene Regionen siedeln bewusst den Biber wieder an. Denn viele kleine Dämme entlang von Seitenflüssen können den sogenannten Hochwasser-Peak absenken und damit entscheidend sein, ob bei Jahrhundert-Ereignissen der Hauptdamm hält oder überflutet wird. So bleibt das Wasser in der Fläche und nicht im Keller. Die Dämme wirken ausgleichend bei Trockenheit und Hochwasser.
Um Biberbauten herum findet man deutlich mehr Artenvielfalt bei Fischen, Amphibien und Insekten und auch insgesamt mehr Tiere jeder Art. Sie finden dort Schutz und variierende Fließgeschwindigkeiten. Selbst in den immer länger werdenden Trockenperioden (durch längere Hitzeperioden und sinkende Grundwasserstände) staut sich in kleineren Gewässern vor Biberbauten das Wasser. Dies ermöglicht vielen Arten das Überleben und sorgt dafür, dass der Bach nach der Trockenperiode schnell rückbesiedelt werden kann.
Die Biberpopulation in Oberbayern bleibt seit Jahren konstant. Vor allem die Amper ist ein beliebter Lebensraum. Es gibt geschätzt 300 Reviere im Landkreis Freising. Eine Zahl, die seit Jahren konstant ist, da Biber ihr Revier massiv verteidigen. Eine „Überpopulation“ ist deshalb nicht möglich. Sind alle geeigneten Gewässer besiedelt, müssen Jung-Biber auswandern. Dabei verirren sie sich oft in Gewässer, an denen Konflikte mit menschlichen Nutzungen auftreten. Von Natur aus haben Jung-Biber wenig Überlebenschancen, zusätzlich werden ungefähr 10 Prozent des Bestandes in Bayern jährlich gefangen und erschossen. Eine dauerhafte Lösung ist das nicht, da leere Biberreviere sehr schnell wieder besiedelt werden.
Manfred Drobny appelliert: „Der Biber braucht nur etwas Platz, um unser bester und günstigster Mitarbeiter bei Hochwasserschutz und Artenvielfalt zu werden.“ Stellt man die gemeldete Schadenssumme durch Biberschäden 2019 in Oberbayern von 135.000 Euro dem ökologischen Nutzen des Nagers gegenüber, zeigt sich, dass die staatlichen Hilfen gut investiertes Geld sind, um den Biber und seinen positiven Einfluss auf unser Ökosystem für nachfolgende Generationen zu erhalten.